Früherkennung und Prävention von Kindeswohlgefährdungen in der frühen Kindheit


70 bis 80 Prozent aller Kindeswohlgefährdungen lassen sich bereits zum Zeitpunkt der Geburt voraussagen 1*). Nach übereinstimmenden Ergebnissen von Präventionsprojekten in Ludwigshafen ("Guter Start ins Kinderleben")  2), Hamburg ("Babylotse") 3) und Düsseldorf (Klinik-Projekt) 4) weisen fünf bis acht Prozent aller Neugeborenen gesundheitliche und psychosoziale Risikomerkmale auf, die zu schweren Entwicklungs- und Verhaltensstörungen und/oder zu einer ernsthaften Kindeswohlgefährdung in der frühen Kindheit führen können.

Bessere Prognose durch Früherkennung

Je früher die Risikomerkmale erkannt und frühe Hilfen angeboten werden, umso günstiger sind Prognose und umso größer die Wahrscheinlichkeit, Kindeswohlgefährdungen vorzubeugen, die zu Vernachlässigungen und Gewalt an Kindern führen können.

Je mehr psychosoziale Risikofaktoren im frühen Lebensalter vorliegen, je länger eine Störung andauert und je älter diese Kinder werden, desto komplexer werden die Folgen, desto größer wird die Zahl der Helfer und umso ungünstiger wird die Prognose 4).

Schutzfaktoren erkennen

Aus den Untersuchungen von Werner 5) und Laucht 6) geht hervor, dass nicht alle Hochrisikokinder massive Störungen zeigen, sondern ein Drittel davon sich unauffällig entwickelt. Bei diesen Kindern liegen Schutzfaktoren vor, durch die Risikobelastungen vermindert und dennoch eine ungestörte Entwicklung ermöglicht werden.

Früherkennung in der Geburtshilfe, Kinderklinik und kinderärztlichen Praxis

Früherkennung und Prävention von Kindeswohlgefährdungen sind in der frühen Kindheit durch den Einsatz eines Risikoscreeningbogens, Beobachtung der Mutter-Kind-Interaktion sowie durch das interdisziplinäre Angebot früher Unterstützung und Hilfen möglich - sowohl in der Geburtshilfe, Kinderklinik als auch in der kinderärztlichen Praxis.

Ziel der Früherkennung und Prävention ist der Abbau von Stressfaktoren, Förderung der Elternkompetenz, Aufbau einer sicheren Eltern-Kind-Bindung und die Förderung der gesunden Entwicklung des Kindes und der Familiengesundheit 7).

Bestimmend für das interdisziplinäre Vorgehen sind ein abgestimmtes Miteinander der einbezogenen Stellen und eine Stärkung der elterlichen Kompetenz.

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* Literaturnachweise finden Sie am Ende des Kapitels.