Wie groß ist die Gefahr?

Wie gefährdet sind Kinder und Jugendliche im Netz?

Cybermobbing ist ein verbreitetes Phänomen und somit Realität im Alltag von deutschen Schülern. In einer von der Techniker Krankenkasse (TK) in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage für die gesamte Bundesrepublik Deutschland (im Folgenden: TK-Studie) wurden beispielsweise 1.000 repräsentative Schüler im Alter zwischen 14 und 20 Jahren per Telefon zu ihren Erfahrungen mit Cybermobbing befragt 22). Es zeigte sich, dass 32 Prozent der Befragten schon einmal Opfer von Cybermobbing waren. Wie die folgende Grafik zeigt, kamen dabei Schikane und Verunglimpfung am häufigsten vor.

Formen des Cybermobbing

Diese Daten decken sich mit einer Zusammenfassung bisheriger internationaler Forschung zum Thema, die zu dem Schluss kommt, dass durchschnittlich 20 bis 40 Prozent der Befragten Opfer von Cybermobbing sind 23).

 


 

Dreiviertel aller Schüler kennen Cybermobbing-Opfer

Andere deutsche (nicht repräsentative) Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen: Je nach Studie, Fragestellung und Alter der Befragten waren zwischen 4-36 Prozent der Kinder und Jugendliche schon mindestens einmal Opfer von Cybermobbing 13).

Darüber hinaus gaben in der TK-Studie 21 Prozent der Schüler an, dass sie sich vorstellen könnten, zu Tätern von Cybermobbing zu werden, und 8 Prozent gaben zu, tatsächlich schon einmal Cybermobbing betrieben zu haben. Andere deutsche (nicht repräsentative) Studien – bei denen anonyme Fragebögen eingesetzt und nicht direkt per Telefon Fragen gestellt wurden – kommen hier zu höheren Zahlen: Je nach Studie, Fragestellung und Alter der Befragten waren zwischen 15-55 Prozent der Kinder und Jugendlichen schon mindestens einmal Täter von Cybermobbing 13).Jeder vierte Jugendliche hält Cybermobbing für eine der drei größten Gefahren im Internet

Auch das Problembewusstsein bezüglich Cybermobbing ist inzwischen ausgeprägt. In der TK-Studie gaben 75 Prozent der Schüler an, dass sie den Begriff „Cybermobbing“ schon einmal gehört haben, 71 Prozent der Befragten kennen im Kreise ihrer Mitschüler Opfer von Cybermobbing, 55 Prozent haben das Thema Cybermobbing schon an ihren Schulen angesprochen und 35 Prozent mit ihren Eltern  22).

In anderen deutschen Studien gaben 25 Prozent der befragten Jugendlichen an, dass sie Cybermobbing für eine der drei größten Gefahren im Internet halten 11) und kapp 60 Prozent der befragten Lehrerschaft gab an, dass Cybermobbing in den letzten zwei Jahren an ihrer Schule zugenommen hat 8). Aufgrund dieser Ergebnisse kann man festhalten, dass Cybermobbing ein verbreitetes Problem ist. Es schließen sich weitere Fragen an, beispielsweise über mögliche Risikofaktoren und Folgen von Cybermobbing. Bei diesen Fragen steht die wissenschaftliche Forschung noch am Anfang und alle folgenden Ergebnisse sind daher nicht abschließend.

 



Wer wird Opfer?

Generell ist festzuhalten, dass Jeder, besonders als Nutzer neuer Kommunikationstechnologien, Opfer von Cybermobbing werden kann. Dennoch zeigen sich einige Risikofaktoren, andere vermutete Risikofaktoren konnten sich bisher nicht bestätigen:

Im Gegensatz zu Mobbing zeigt sich bisher kein eindeutiger Zusammenhang mit Geschlecht, Jungen und Mädchen werden in den meisten Studien in ähnlichem Ausmaß Opfer von Cybermobbing 22) 23). Ähnliches gilt für die Schulform, auch hier lässt sich bisher kein eindeutiger Zusammenhang finden: In der repräsentativen TK-Studie beispielsweise waren Schüler aller Schulformen ähnlich häufig von Cybermobbing betroffen 22), in einer anderen großen deutschen Studie fand man dagegen deutlich mehr Cybermobbing unter Hauptschülern 11).

Grundsätzlich können Kinder und Jugendliche aller Klassen- und Altersstufen von Cybermobbing betroffen sein. Der Vergleich aller bisher international publizierten Studien legt aber nahe, dass Cybermobbing bis circa zur siebten oder achten Klasse deutlich zu- und anschließend langsam wieder abnimmt 23).

Mobbing auf dem Schulhof

Der Zusammenhang zwischen Mobbing und Cybermobbing kann ebenfalls als Risikofaktor interpretiert werden: Opfer von Mobbing in der Schule werden häufiger auch Opfer von Cybermobbing 6) 14). Auch gibt es einen Zusammenhang allein für das Cybermobbing. Opfer berichten auch häufig selbst Täter zu sein 18).

Weitere Risikofaktoren beziehen sich auf das eigene Verhalten im Internet: Bei Jugendlichen, die viel Zeit im Internet verbringen, häufig Kommunikationstechnologien wie Instant Messenger oder Chat nutzen, ein aktives Profil in einem sozialen Netzwerk betreiben und generelles Risikoverhalten im Internet zeigen (z. B. Preisgabe persönlicher Daten im Internet oder Besuch von extremen Chaträumen mit sexualisierten Inhalten), steigt die Wahrscheinlichkeit, Opfer von Cybermobbing zu werden 9) 20).